Stader Athletin springt höher als alle anderen


STADE. Die elfjährige Mia Milioto ist in ihrem Alter die beste Hochspringerin Deutschlands. Ein Rohdiamant, der erst seit einem Jahr für den VfL Stade springt. Überhaupt hat der Verein in den vergangenen Jahren immer wieder gute Talente ausgebildet.

Trainerin Gesine Sierwald legt an der Hochsprunganlage die 1,48m auf. Eigentlich soll Mia Milioto an der Hochsprunglatte nur kurz für ein Foto posieren. Aber sie kann es einfach nicht lassen, weil sie permanent diesen Bewegungsdrang verspürt. Stellt sich zum Anlauf hin, winkelt den rechten Arm an, die flache Hand gibt dabei die Richtung an. Sie läuft an, springt vor der Latte mit dem rechten Fuß ab – und reißt die Höhe. Als sie auf dem Rücken auf der Matte liegt, lacht die 1,63m große Leichtathletin laut. Aus dem Kalten heraus schafft sie die Höhe freilich nicht. Zweimal schaffte sie die 1,48m in der vergangenen Saison unter Wettkampfbedingungen, als einzige Deutsche in ihrem Alter.

Das neue Stader Wunderkind in der Leichtathletik war bei den Sportfesten in der Schule seit der zweiten Klasse immer die Beste. „Ich war immer schon schnell und konnte weit springen“, sagt Mia Milioto, die in Mittelnkirchen lebt, im Gymnasium Athenaeum zur Schule geht und seit einem Jahr beim VfL Stade organisiert ist. Ihre Mutter habe ihr gesagt, sie solle doch mal zum Leichtathletiktraining gehen. Ihre Lehrer sprachen sie auf ihr Talent an. „Ich habe es mal mit Bodenturnen versucht. Aber das hat keinen Spaß gemacht“, sagt die Elfjährige. Deshalb ging sie zur Leichtathletik.
Knapp 400 Athleten dabei

Die Abteilung im VfL Stade boomt derzeit und liegt bei der Anzahl der Mitglieder mit Sportarten wie Handball und Basketball auf Augenhöhe. Knapp 400 Athleten zählt Abteilungsleiter Matthias Meier. Gerade bei den Kindern verzeichne der VfL einen Zulauf. Bis zu sieben Trainer kümmern sich im Winter in den Sporthallen der Stadt um 40 bis 60 Kinder und Jugendliche gleichzeitig.

Und die Jugendlichen bleiben länger dabei. Das G9-Abitur bringt dem Verein Vorteile. Die Wochen der Schüler sind bis zum Abitur nicht mehr so vollgepackt. „Bei vier Trainingseinheiten pro Woche und G8-Abitur konnte es manchmal eng werden“, sagt Matthias Meier.

Mia Milioto hat in der Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums längst mit dem Training begonnen. Sie steht in einer Reihe mit anderen Sprinterinnen und wartet auf den Startschuss für den kurzen Hürdenlauf. Sie hasst Hürdenlauf. Sie sagt, bei ihr sehe es so aus, als würde sie über die Hürden watscheln. Überhaupt sei die Technik bei der Elfjährigen in allen Belangen ausbaufähig, bescheinigen die Trainer.

Bislang macht sich Mia Milioto über die richtige Technik noch keine großen Gedanken. „Es ist ja auch nicht so leicht, die Fehler sofort abzustellen“, sagt sie. Weil Mia Milioto beim Hochsprung die Fersen nicht hochzieht, sieht es ein wenig danach aus, als springe sie aufs Sofa. Bei Mia Milioto ist vieles reine Intuition. „Sie hat starke motorische Fähigkeiten und einen Bums im Fuß“, sagt Matthias Meier. Der Verein bleibe aber vorsichtig, werde die junge Athletin nicht hochjubeln oder verheizen.
VfL setzt auf allumfassende Ausbildung

Der VfL Stade setzt auf eine allumfassende Ausbildung. Der Verein lässt die Kinder laufen, springen und werfen. Die Trainer führen den Nachwuchs mit spielerischen Elementen an die verschiedenen Einzeldisziplinen heran und legen dabei Wert auf Motorik und das turnerische Können. Als eine der ersten Spezialdisziplinen, die die Kinder lernen, bietet sich der Hürdenlauf an. Eine komplexe Disziplin, bei der es auf Schnelligkeit, Rhythmus und Koordination ankommt.

Zudem setzt der Club auf den Mehrkampf und vor allem auf das Mannschaftserlebnis. Zusammen bei Wettkämpfen verlieren oder gewinnen motiviert eben mehr, als irgendwo als reiner Einzelkämpfer am Start zu sein. „Der Team-Gedanke steht an erster Stelle“, sagt Matthias Meier.
„Wir können vorne mitmischen“

In diesem Jahr schickt der VfL Stade bei den Jungen zwei Mehrkampfteams bei Landesmeisterschaften an den Start. Eine Handvoll junger Athleten wird in Einzeldisziplinen um gute Weiten, Höhen und Zeiten kämpfen. „Wir können vorne mitmischen“, sagt Matthias Meier. Bei den Mädchen hat der VfL einige Eisen im Feuer. Amelie Schulz will sich für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Lilly Neubert, Lena Hagenah und Laura Miller werden auf Landesebene ein Wörtchen bei der Medaillenvergabe mitreden. „Wenn alles gut läuft, können sie sich für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren“, sagt Matthias Meier. Allerdings starten dort nur Leichtathleten mit Top-Niveau. Der Verband habe die Messlatte für die Qualifikation extra ordentlich hoch angelegt, weil er in diesen Sphären nur die Allerbesten am Start wissen will.

Erstmals um Titel geht es für Mia Milioto in diesem Sommer bei den Bezirksmeisterschaften. Auf Landesebene darf sie aufgrund ihres Alters frühestens im Jahr 2019 starten. „Sie hat eine enorme Sprungkraft, sie hat Lust auf Sport, sie ist der Kumpeltyp“, sagt Trainerin Gesine Sierwald. Gepaart mit dem technischen und athletischen Training in den nächsten Jahren könnte das eine erfolgreiche Mischung werden.

Beim VfL Stade wächst etwas heran. Die letzte Deutsche Meisterschaft feierte eine Staderin vor mehr als 20 Jahren. Mia Milioto könnte in die Fußstapfen der mehrfachen Deutschen Schüler- und Jugendmeisterin Annika Meyer treten.

 
Amelie Schulz
In blendender Verfassung

In blendender Verfassung zeigte sich Amelie Schulz vom VfL Stade bei der Landesmeisterschaft. Gegen Weltmeisterin Talea Prepens aus Cloppenburg und die spätere Siegerin, Zoe Gercken aus Wedel, hatte sie keine Chance. Aber Schulz lief in 9,09 Sek auf den dritten Platz über 60 m Hürden. Zuvor überraschte sie mit Platz fünf und 11,61 m im Kugelstoßen.

 

Jonas Hinsch
Persönliche Bestleistung

Sein Potenzial zeigte Jonas Hinsch vom VfL Stade bei den Leichtathletik-Landesmeisterschaften. Der Stader qualifizierte sich im Vorfeld für vier Disziplinen. Im Weitsprung holte er mit persönlicher Bestleistung von 5,07 m Rang drei. Für die 60 m-Sprintdistanz benötigte er 8,24 Sek und wurde Fünfter. Ebenfalls Bronze erlief Hinsch über 300 m in 41,21 Sek. Über 60 m Hürden erreichte der Leichtathlet Rang sechs.

 

Lena Hagenah
Überraschend Vize

Ganz überraschend gewann Lena Hagenah vom VfL Stade bei der Landesmeisterschaft die Vizemeisterschaft über 60 m Hürden.

 

Laura Miller
Ins Straucheln gekommen

Ambitioniert trat Laura Miller vom VfL Stade bei der Landesmeisterschaft beim Endlauf über 60 m Hürden an. Im Vorlauf hatte sie immerhin die zweitschnellste Zeit hingelegt. Laura Miller strauchelte allerdings im Finale an der vierten Hürde und kam aus dem Tritt. Am Ende blieb nur Rang acht.

 

 

 

(Quelle: Stader Tageblatt vom 13.02.2018)